Wäre die Planung für ein Industrie- und Gewerbegebiet am Standort „Große Feld“ mit weniger Konfliktpotenzial belastet, wäre wohl auch die Abstimmung in dieser ersten Instanz beim Bezirksausschuss Velbert-Mitte – noch ist ja nichts vom Rat entschieden – eindeutiger pro Industriegebiet ausgefallen.
Die Forderung nach Alternativkonzepten zur Flächenversiegelung ist, wie man am Abstimmungsverhalten der Parteien ablesen kann, nicht gleichzusetzen mit einer gewollt fahrlässigen Schwächung des Wirtschaftsstandortes Velbert. Neben den Grünen und der Piratenpartei haben auch die Linke und die FDP sich dezidiert mit den ökologischen und ökonomischen Kosten der Planung auseinandergesetzt und sich nach Abwägung letztlich gegen eine Bebauung des Große Feld entschieden.
Bernd C. Spiekermann, Mitglied des Bezirksausschuss für Die Linke sagt im Gespräch, er wünsche sich ein bedarfsgerechtes Flächenrecycling vorhandener Leerstände und Brachen, bevor man den Grüngürtel zwischen den Stadtteilen zersiedelt.
„Wenn die Stadt bereit ist, sehr viel Geld in die Hand zu nehmen, um den ansässigen Produktionsbetrieben Flächen anzubieten, warum dann nicht zunächst zur Aufbereitung der Leerstände? Wie soll außerdem mit den neu entstehenden Leerständen umgegangen werden, wenn die Betriebe in ein neues Gewerbegebiet umziehen?“, fragt Spiekermann und möchte wissen, ob es hierfür ein Vermarktungskonzept gäbe.
Die FDP spricht sich ebenfalls für eine Innenstadtverdichtung der bereits bebauten Bereiche aus und ist damit gegen eine weitere Bebauung an die Stadtteilränder und in den Grüngürtel. Der FDP geht es auch darum, den Wohnwert in Velbert attraktiv zu halten, die Digitalisierung voranzutreiben und profitable Unternehmen aus zukunftssicheren Branchen hier anzusiedeln.
Die Grünen sprechen von einem nicht zeitgemäßen Stadtentwicklungskonzept, das der Denkweise der 50er und 60er Jahre entspräche. Diplom-Meteorologe Dr. Wolfgang Beckröge von den Grünen bemängelt zudem die Qualität der von der Stadt Velbert vorgelegten Gutachten als unzureichend.
Sicher kann das Gelände mit allen Unwägbarkeiten, welche u. a. die Bodenbeschaffenheit vorhält, mit immensem Aufwand bebaubar gemacht werden. Es ist letztendlich eine Frage der Kosten, sowohl für die Stadt und damit den einzelnen Bürger als auch für die potentiellen Bauherren. Auch wenn es der Wunsch der Stadt ist, den Produktionsstandort Velbert zu erhalten und auszubauen, kann man nicht leugnen, dass wir uns jetzt schon mitten im Strukturwandel Arbeit 4.0 befinden. Dem vermeintlichen Nutzen stehen enorme ökonomische und ökologische Kosten gegenüber, die wir nicht bereit sind in Kauf zu nehmen! Hier ist ein Umdenken um 180° gefragt, die nächsten Wahlen stehen vor der Tür!