Bekannter Schriftsteller bedauert Velbert um Stadtbild

Wir wissen nicht, wie Robert Gernhardt an die Ansichtskarte aus Velbert gelangte. Ob er Sie von einem lieben Menschen mit Sinn für Ironie per Post erhielt oder sie ihm vielleicht auf einem Flohmarkt in die Hände fiel. Eines steht jedoch sicher fest: Die stolzen Velberter Stadtansichten aus dem zügellosen Bauboom der Nachkriegsära haben den bekannten deutschen Autoren dermaßen beeindruckt, dass er dies zum Anlass nahm, sie als zentrale Pointe in seinem spöttischen Gedicht “Groß, Größer, am Größten – Drei Oden” zu verewigen.

Wenn es also etwas wie negativ beflügelte Inspiration gibt, war diese jedenfalls scheinbar am Werk als Gernhardt Anfang der 90er Jahre den Dreistropher verfasste. In dieser Zeit entsprachen die gerade mal 30 Jahre alten Bauwerke bedauerlicherweise schon längst nicht mehr dem allgemeinen ästhetischen Verständnis.

Doch lesen und schauen Sie selbst…

Groß, größer, am größten. Drei Oden. – von Robert Gernhardt

Copyright
Robert Gernhardt, Groß, größer, am größten. Drei Oden. Aus: ders. Über alles. © Robert Gernhardt 1994. Alle Rechte vorbehalten S.Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main

Robert Gernhardt - Groß, größer, am größten. Drei Oden. 2. Strophe

Und um nun formell an Gernhardts Worte anzuschließen: „O, armes Velbert, tut man Dir gar unrecht, Dich so ins Lächerliche zu ziehen?“

Tja, natürlich hatte die Errichtung des BKS-Gebäude mit seiner damals sensationellen Technik – nämlich dem im inneren verbauten Wasserturm – und des Fliether Hochhauses seinerzeit ihre Berechtigung. Das eine als modernes, multifunktionales Wohngebäude und das andere als Wohnstätte für die Arbeiter der Schloss- und Beschlagbranche.

Nun, die Zeiten und die Bedarfe ändern sich, die Gebäude bleiben stehen und die nachfolgenden Generationen leben mit dem verbleibenden kulturellen Erbe. Besteht dieses bald nur noch aus Zweckbauten, sieht es traurig aus für die niederbergische Kulturlandschaft.

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