Aw: Großangelegte Baumfällungen im Stadtgebiet…

Am 19.10.2020 um 14:59 schrieb Wieneck, Bernhard <Bernhard.Wieneck@velbert.de>:


Sehr geehrter Herr Haider,

zu Ihrer Anfrage und den offenen Brief, in dem Baumfällungen im Offerbusch und Höhenweg kritisiert werden, nehme ich im Auftrag der Technischen Betriebe Velbert AöR nachfolgend Stellung:

Die Anschuldigungen werden zurückgewiesen. Die Fällung von Bäumen in den vergangenen beiden Jahren war und ist zum Schutze der Bürger und der Aufrechterhaltung der Sicherheit in den Wäldern unbedingt erforderlich. Gefällt werden in den Waldrandlagen die nicht mehr standsicheren Bäume mit hohem Gefahrenpotential.
Insbesondere finden gegenwärtig im Offerbusch zum wiederholten Male notwendige Gefahrenbaumentnahmen statt. Dies geschieht in der Randlage zur Bebauung, zum Ehrenmal sowie zur Schulwegsicherung und auf Grund des hohen Aufkommens von Naherholungssuchenden. Im vergangenen Frühjahr ist beim Sturm in belaubtem Zustand eine gesunde Buche in die Garagen der Blumenstraße gefallen. Ein Kahlschlag findet nicht statt!
Im Bereich des Höhen- und Waldwegs ist Anfang Oktober 2020 bei feuchter Wetterlage mit der Beseitigung abgestorbener Bäume begonnen worden. Zu Beginn der Fällung wurde festgestellt, dass das Ausmaß der Holzschwächung durch Weiß- bzw. Moderfäule stärker fortgeschritten war als zuvor gedacht. Insbesondere beim Ahorn trat zudem erneut die Rußrindenerkrankung auf, sodass die betroffenen eingemischten Exemplare aufgrund Ihres Stabilitätsverlustes ebenfalls mit gefällt wurden. Diese Entscheidung ist umgehend vor Ort getroffen worden, da das Gesamtgefahrenpotential liegender Bäume deutlich geringer als bei stehenden Bäumen ist. Laut LB Wald und Holz NRW, Zentrum für Wald und Holzwirtschaft, Team Wald- und Klimaschutz, sind die Sporen waldtypisch. Die Empfehlung von Anfang 2020 bei einzelbaumweisem Befall und bei Bäume schwächerer Dimensionen lautet, diese im Bestand liegend verbleiben zu lassen. Außerdem wird dadurch die Verrottung beschleunigt.
Die Arbeitsbereiche wurden entsprechend abgesichert und während der Fällungen wurden die betroffenen Fällorte kurzfristig gesperrt. Eine Gefährdung Dritter bestand nicht. Trotz der großen Auslastung der Forsttransportunternehmen, ist es den TBV gelungen, einen zeitnahen Termin zur Entsorgung zu organisieren.
Die weitere Behauptung, die Forst-Wirtschaftswege überschreiten deutlich die notwendige Breite, ohne dass es notwendig sei, ist ebenfalls falsch. Richtig ist, dass davon auszugehen ist, dass sich mit der Klimaerwärmung die Gefahr von Waldbränden erhöht. Hierfür ist eine schnelle Erreichbarkeit und ein gut ausgebautes Wegenetz für Rettungs- und Feuerwehreinsätze erforderlich. Die Dimensionierung bemisst sich nach den Richtlinien für den forstlichen Wegebau NRW. In Zusammenarbeit mit der örtlichen Feuerwehr sind die befahrbaren Wege überprüft worden.

Zum Hintergrund:
Drei Dürrejahre in Folge haben nicht nur viele Fichten absterben lassen, sondern auch immer mehr Buchen sterben. Auslöser des Baumsterbens ist bereits das Dürrejahr 2018, dessen Folgen sich bei den Buchen mit Zeitverzögerung zeigten. Viele Buchen hatten im Sommer (Ende Juli / Anfang August 2020) nur spärliches Laub. Ebenso erkennbar waren starke Verluste von Feinreisig und abgestorbene Kronenteile, häufig sogar Starkastausbrüche. Sorge bereiten insbesondere die älteren Exemplare. Die Bodenwasserspeicher sind wegen anhaltender Trockenheit seit Jahren nicht gefüllt. Selbst die tiefer wurzelnden Bäume können keine Feinwurzeln mehr nachbilden. Diese sind aber für den Baum zur Wasserversorgung erforderlich.
Wenn eine Buche normal abstirbt, ist das ein langsamer Prozess. Aber das, was seit 2019 und jetzt 2020 sichtbar wurde, ist ein schlagartiger Verlust der Rinde. Schon das Aufreißen der Rinde ist die Eintrittspforte für holzzersetzende Pilze. Allein über 20 Pilzarten konnten vermehrt festgestellt werden.
Zudem setzt den Buchen der Befall von Insekten – selbst an vitalen Bäumen – zu. Zugenommen haben Buchenspringrüssler und der Kleine Buchenborkenkäfer. An diesen Buchen tritt dann Schleimfluss auf, der in schwarzen Flecken auf der Rinde sichtbar wird. Unter der Rinde frisst der Kleine Buchenborkenkäfer sich durch die saftführende Schicht zwischen Borke und Holz und zerstört so den Baum. Das Absterben der Bäume erfolgte zunächst in kleinen Gruppen und vielen Einzelbäumen. Die Intensität wechselt von Standort zu Standort. Skelettreiche, flachgründige Lagen sind stärker betroffen. Die Schädlinge profitieren doppelt. Zum einen haben die von der Dürre geschwächten Bäume den Eindringlingen wenig entgegenzusetzen. Zum anderen bereiten sich Schädlinge durch mildere Temperaturen im Winter und Frühjahr stärker aus.

Die Trockenheit und ihre Folgen haben uns mit ungeahnter Schnelligkeit und Dynamik mitteleuropaweit getroffen. Unabhängig von den forstlichen Besitzarten – egal ob Staat, Kommune oder Privat – und unabhängig der forstlichen Bewirtschaftungsweise – ob in den Buchen-Nationalparken, in daneben liegenden bewirtschafteten Wäldern oder in Erholungswäldern – werden exakt die gleichen Phänomene beobachtet. Auch in Velberts Wäldern sind überall diese starken Vitalitätsverluste erkennbar, sehr deutlich auf den Kuppen. Sorge bereiten die toten und absterbenden Bäume, da sie auch eine große Gefahr darstellen, da sie nicht stabil und verkehrssicher sind.
Die TBV haben veranlasst, dass die relevanten Bereiche in den städtischen Wäldern und Grünanlagen regelmäßig geprüft werden. Die Kontrollen erfolgen durch zertifizierte Baumkontrolleure, die entsprechend geschult und geprüft wurden.
Der Offerbusch hat durch das Orkantief Kyril 2007 und weiteren Stürme viele Buchen verloren, im Nordosten hat sich daraufhin flächig eine Naturverjüngung mit vielen Mischbaumarten eingestellt, die sich jetzt als Dickung darstellt.
Ziel für den Offerbusch ist wie für den gesamten Kommunalwald auf Grundlage eines Waldgutachtens der Erhalt des Waldes und der Aufbau eines struktur- und artenreichen stabilen Mischwalds, mit der Option und der Hoffnung für die ankommende neue Waldgeneration dem künftigen Klima Stand zu halten. Seine Multifunktion bleibt gewahrt.“
Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an den Stadtförster Peter Tunecke, Telefon: Telefon: 02051/26-2791.

Mit freundlichen Grüßen

Bernd Wieneck
Geschäftsbereichsleiter

Technische Betriebe Velbert AöR
Geschäftsbereich 2 Tiefbau
Am Lindenkamp 33
42549 Velbert
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