Stadtgalerie meldet Insolvenz an

Am 16. Mai 2019 wurde die Stadtgalerie Velbert nach etlichen Verzögerungen endlich eröffnet. Nun, knapp anderthalb Jahre später, hat sie Insolvenz angemeldet.

Eine Bestandsaufnahme…

Eine kurze Geschichte der Stadtgalerie

13. Januar 2016 – Der Bau wird beschlossen

Der Bau der Stadtgalerie durch den Düsseldorfer Projektentwickler Concepta wird beschlossen. Geplant ist ein Einkaufszentrum mit 13.000 Quadratmetern Gesamtfläche. „Experten haben festgestellt, dass wir angesichts massiver Kaufkraftabwanderung in die Oberzentren mehr Einzelhandelsfläche benötigen“, so Bürgermeister Dirk Lukrafka.  Diesmal aber wolle er die „Sünden“ der Vergangenheit vermeiden.  Vielleicht spielt er hier auf das Heka-Center an? Oder doch auf das Hertie-Gebäude? (Quelle: WAZ vom 13.01.2016)


16. Mai 1019 – Eröffnung der Stadtgalerie

Nach mehreren Verschiebungen wird die Stadtgalerie endlich eröffnet. Zur Eröffnung gibt es erst mal einen Feueralarm. Der stellt sich dann schnell als Fehlalarm heraus. Für die Verantwortlichen hat der Alarm allerdings auch etwas Positives, denn die Evakuierung des Einkaufszentrums klappte gut. Vertreter der Stadt Velbert nehmen an der Eröffnung nicht teil, weil die Stadtgalerie ohne deren Zustimmung zu einer vorzeitigen Nutzung eröffnet wurde. Stadt und Investor streiten unter anderem über den Brandschutz. (Quelle: WAZ vom 08.08.2019)

30. April 2020 Modehaus Mensing schließt sein Geschäft

Das Modehaus über zwei Etagen ist der sogenannte Ankermieter in der Stadtgalerie. Bereits im Februar 2020 musste Mensing Insolvenz in Eigenverantwortung anmelden. Der Mensing-Geschäftsführer André Gunselmann macht die Stadtgalerie Velbert dafür verantwortlich:  1,8 Millionen Euro hat Mensing 2019 in seine Filiale im neuen Velberter Einkaufszentrum investiert. Der Betreiber des Zentrums hat die Eröffnung mehrfach verschoben. „Das hat uns Geld und Kraft gekostet“, sagt Gunselmann. „Unser Laden in Velbert ist sensationell. Die Mitarbeiter machen einen tollen Job. Was fehlt, ist Kundenfrequenz und damit die Chance, Umsatz zu machen.“ (Quelle: WAZ vom 21.02.2020)

20. Oktober 2020 – Stadtgalerie Velbert meldet Insolvenz an

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wird der Düsseldorfer Anwalt Dr. Paul Fink bestimmt. Von nun an sind Verfügungen der Stadtgalerie nur noch mit Zustimmung des Insovenzverwalters  gültig. Der Betrieb geht normal weiter. Es wird versucht, einen neuen Investor zu finden. (Quelle: WAZ vom 21.10.2020)

Wir machen uns auf nach Velbert-Mitte, um uns ein eigenes Bild zu verschaffen. Wie sieht es denn nun aus in der Stadtgalerie?

Es ist Donnerstag nachmittag. Vielleicht kann man nicht wirklich die großen Massen erwarten. Aber viel los ist hier nun wirklich nicht.

Wir gehen durch die zwei Etagen. Überall leere Ladenlokale. Bei manchen hängt ein Schild „Hier eröffnet in Kürze…“ Aber das hing da auch schon vor anderthalb Jahren. Und so ganz fertig sieht es hier ja auch noch nicht aus.

Insgesamt zählen wir 7 leere Geschäfte. Und dann noch Mensing natürlich – aber das muss man ja extra zählen.

Und ansonsten? Die meisten Läden sind aus der Fußgängerzone hierher gezogen. Wirklich neue Geschäfte sehe ich kaum. Sind die Läden in der Fußgängerzone jetzt leer? Das finde ich nicht heraus, da ich keine Lust habe, in die Fußgängerzone zu gehen. Wahrscheinlich geht es den meisten Besuchern der Stadtgalerie ganz ähnlich.

Ich gehe stattdessen zu Thalia und spreche mit dem Buchhändler meines Vertrauens. Wie sieht er das mit der Insolvenz? Werden sie hier bald zumachen? Er ist positiv gestimmt. Zumachen werden sie bestimmt nicht. Und mit einem neuen Investor kann es nur besser werden…

Wie wollen wir leben in Velbert?

In unserem Projekt Stadtgestalten im Februar diesen Jahres haben wir uns das bereits gefragt. Ist es zu früh, um diese Fragen zu beantworten?

Hat die Errichtung der Stadtgalerie etwas Positives bewirkt?

Als wie zukunftsweisend wird sich dieses „moderne“ Konzept erweisen, was mittlerweise städteplanerisch häufig sehr kritisch und schon als obsolet angesehen wird?

Existiert dieser Konsumbedarf hier wirklich?

Wir hoffen, dass die Stadtgalerie einen neuen Investor finden wird, der mit frischen Ideen einen Erfolg daraus macht. Genauso hoffen wir, dass der Leerstand in der Velberter Innenstadt bald behoben wird durch den Zuzug von qualitativ hochwertigen neuen Einzelhändlern. Und wir hoffen, dass die Schrottimmobilien Hertie und Heka-Center irgendwann mal wieder sinnvoll genutzt werden können.

Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt…