Velbert, Oktober 2020 – EILT! AUFRUF AN ALLE ZUR BETEILIGUNG!

Stoppt die Kahlschläge in unseren Wäldern und Parks!

Aus aktuellem Anlass lest bitte diesen Gastbeitrag des BUND Velbert e.V. und beteiligt Euch in Velbert mit einem Schreiben an die Verantwortlichen.

WICHTIG!
Es geht NICHT darum, die notwendige Beseitigung von Gefahr auf Wegen, Straßen und Privatgrundstücken zu verhindern! Diese Maßnahmen sind seit Montag, dem 26. Oktober laut TBV-Auskunft abgeschlossen. 

(alle Texte zu diesem Beitrag stammen vom BUND Velbert)

Bitte informiert Euch z. B. in diesem Beitrag über die Vorgänge und richtet Euren Protest direkt an die Verantwortlichen:

Dirk Lukrafka, Bürgermeister: dirk.lukrafka@velbert.de

Peter Tunecke, Stadtförster: Peter.Tunecke@velbert.de

Sven Lindemann, Vorstand TBV: Sven.Lindemann@velbert.de

EILT!!! Rettet die Wälder in Velbert! EILT!!!

Der BUND Velbert kämpft seit den ersten Rodungen am 13. Oktober im Offersbusch darum, dass die Zerstörung der Velberter Wälder durch den kommunalen Forstbetrieb (TBV) gestoppt wird.


Was passiert gerade in Velbert?

  • Gesunde Bäume werden gefällt und abtransportiert,
  • kranke Bäume bleiben teilweise stehen,
  • Bäume mit Höhlen für Spechte, Eulen oder Fledermäuse werden widerrechlich gefällt,
  • breite Schneisen werden in den Wald gefahren,
  • Jungbäume werden beschädigt

Der BUND braucht jetzt dringend Eure Unterstützung:
Wir rufen alle Velberter*innen, alle Bürgerinitiativen, alle Bürgervereine, alle anderen Naturschützer*innen und Naturinteressierte und alle diejenigen auf, denen daran gelegen ist, in der Zukunft noch alte Wälder in Velbert genießen zu wollen:

Macht der Stadtverwaltung Velbert deutlich, dass DIESE ART DES  ABHOLZENS der Bäume gestoppt werden muss. Wald muss erhalten und geschützt werden – egal ob Offerbusch, Langenhorster Wald, Herminghauspark oder sonst wo. Die Waldvernichtung muss ein Ende haben! Wir fordern Rodungsstopp, Akteneinsicht und einen unabhängigen Gutachter!


v. i. S. d. P. Carsten Haider, BUND Velbert e.V., Gutsweg 4, 42555 Velbert, carstenhaider@aol.com

Zu den Hintergründen

Kahlschlag im Offersbusch

Haben sich die meisten Kandidat*innen im Wahlkampf noch überschlagen mit Forderungen nach mehr Klima- und Umweltschutz, zeigt sich die Realität schon kurz nach der Wahl ganz anders. So wurde am 13. Oktober im Offerbusch die Motorsäge geschwungen [weiter ging dann es im Herminghauspark und im Langenhorst]. Artensterben? Klimawandel? Hitzehotspots? All diese Probleme, vor denen wir heute stehen, gehen im Lärm der Motorsägen unter.

Der Wald – unersetzlich für uns alle

Wald, der sich im öffentlichen Besitz befindet, hat vor allen anderen Dingen diese Aufgabe: dem Wohl der Allgemeinheit zu dienen. Auch die kommunalen Waldflächen in Velbert zählen natürlich dazu. Sie sollen Orte der Erholung sein, der Naturerfahrung.
Aber gerade in Zeiten des Klimawandels erfüllen Bäume und ganz besonders Waldflächen weitere wichtige Aufgaben, die für unser aller Wohl unbezahlbar sind: Bäume speichern CO2 und sind somit unersetzlich, um den Klimawandel abzumildern. Sie säubern die Luft und produzieren Sauerstoff. Und sie kühlen.
Denn Bäume verdunsten Wasser und senken die Umgebungstemperatur. In einem intakten Wald kann sich dies durchaus im zweistelligen Gradbereich bewegen.
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Denken wir nun an die vergangenen heißen Sommer zurück, kann dieser natürliche Abkühlungseffekt von Bäumen nicht hoch genug bewertet werden.
Weltweit ist bekannt, was für eine kostbare Lebensversicherung Bäume und Wälder für die Menschheit sind.

Die Situation in Velbert

Aus diesem Grund hat die Velberter Politik noch im September 2019 einstimmig ein gemeinsames Klimaschutzkonzept verbindlich beschlossen. Hierin wird sogar die Vergrößerung des Baumbestands gefordert.

Leider sieht die Handlungspraxis der Kommune ganz anders aus. In den aktuellen, groß angelegten Fällungen zum Beispiel im Herminghauspark, im Offerbusch oder im Langenhorster Wald wird eines ganz offensichtlich: Die für den Velberter Kommunalwald Verantwortlichen sind mit der Situation völlig überfordert.

24. Oktober 2020, Velbert, Herminghauspark. In den kommenden Sommern wird man dort die Schattenplätze vermissen.

Anstatt den Wald, der durch die Folgen des Klimawandels stark gestresst und erkrankt ist, in seinem Kampf gegen die Trockenheit durch Verzicht auf Baumentnahmen und durch Neuaufforstungen zu fördern, wurden in den vergangenen Jahren immer wieder Bäume aus dem Ökosystem Wald entnommen, Wurzeln und Baumrinde durch schwere Forstgeräte beschädigt und breite Schneisen und Forststraßen in die Wälder geschlagen.

Hierdurch entstand eine unnötige zusätzliche Schwächung, die zusammen mit den zurückliegenden Dürrejahren dem Wald schwer zugesetzt hat.

Einen Wirtschaftsfaktor stellt ein solcher Wald ohnehin nicht mehr dar, zumal die tiefen Holzpreise meist nicht einmal den Aufwand für Entnahme und Transport decken.

Geradezu widersinnig sind die massiven aktuellen Fällungen, bei denen außer „Gefahrenbäumen“ auch noch viele gesunde alte Buchen gefällt wurden. Hieraus entsteht natürlich zusätzlich eine gravierende Beeinträchtigung für den Restwald, dessen Fortbestand dadurch gefährdet ist.

Längst gibt es Erkenntnisse darüber, wie zeitgemäße nachhaltige Forstwirtschaft aussehen soll, um dem Waldsterben entgegenzuwirken. Die aktuelle Vorgehensweise der Velberter Forstabteilung zeigt aber leider, dass der für den Forst Verantwortliche sich diesen Erkenntnissen entzieht – mit allen sichtbaren Folgen für den Wald der Velberter Bürger.

Der junge Ahorn wurde massiv geschädigt – sowohl Äste als auch die Krone wurden entfernt. Er steht auf der Fläche hinter dem Kriegerehrenmal.

Sicherheit? Oder doch nicht?

Für die Baumentnahmen wurden – auch in den letzten Jahren – oft die herzustellende Verkehrssicherheit angeführt. Klar ist, wir haben es an anderer Stelle bereits betont, dass Gefahrensituationen umgehend beseitigt werden müssen.
Allerdings ist nicht jeder Baum mit Kronenschaden auch direkt ein Sicherheitsrisiko. Um dieses bewerten zu können, ist eine unabhängige/seriöse fachliche Begutachtung eines Baumes vor seiner Fällung zwingend notwendig. Nur so können der Grad der Gefährdung und die nötigen Sicherungs-Maßnahmen exakt bestimmt werden.
Wir haben bei den Technischen Betrieben Velbert (TBV) angefragt, ob es Gutachten gegeben hat und in welcher Form, und um die Zusendung gebeten. Das Recht zur Einsichtnahme solcher behördlichen Dokumente, das jedem interessierten Bürger zusteht, ist im Informations-Freiheits-Gesetz (IFG) begründet. Leider sind die TBV unserer Aufforderung noch nicht nachgekommen, daher können wir auch nicht abschließend bewerten, wie viele der abgeholzten Bäume aus Sicherheitsgründen gefällt wurden.
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Bei der Besichtigung der Wurzel-Stümpfe, gemeinsam mit einem Experten, konnte nur bei einem Bruchteil der gefällten Bäume ein Schaden festgestellt werden. Der schnelle Abtransport der dicken, geraden Stämme lässt ein wirtschaftliches Interesse wahrscheinlich erscheinen, was erklärt, warum einige tote Gefahrenbäume weiterhin stehen blieben.
Unerklärlich ist auch die mutwillige Zerstörung von Jungbäumen besonders auf der Kahlschlagfläche hinter dem Ehrenmal im Offerbusch. Ein derartiger Waldfrevel passierte aber auch an anderer Stelle.

Muss der weg?

Wird ein sicherheitsrelevanter Schaden an einem Baum festgestellt, ist natürlich Handeln angesagt. Nur gibt es hier viele verschiedene Lösungen. Ein paar Beispiele sollen dies zeigen:
  • Die komplette Entnahme des Baumes muss grundsätzlich letztes Mittel sein, nicht wie vom Velberter Stadtförster praktiziert, die Regel. So gibt es die Möglichkeit, einen Baum durch sogenannte Entlastungsschnitte, der Name sagt es bereits, zu entlasten. Dies wird zum Beispiel dann gemacht, wenn Teile des Kronenbereichs abgestorben sind. Diese Teile können entnommen werden.
  • Ist die Schädigung des Baumes so weit fortgeschritten, dass wirklich gar nichts mehr gemacht werden kann, gibt es die Möglichkeit, die Krone zu entfernen und wenigstens den Stamm stehen zu lassen. Die Höhe des verbleibenden Stammes kann hier den Sicherheitsanforderungen angepasst werden. Für das Ökosystem stellen auch geringere Höhen einen deutlichen Gewinn im Vergleich zu einem Komplettverlust dar. Für einen jeden Waldbesitzer müsste diese Alternative interessant sein, da für solche „Biotopbäume“ Fördermittel erlangt werden können, wenn man sie beantragt. Wir gehen aber davon aus, dass diese Fördermittel bei den TBV nicht gewollt sind, da man auch sonst kein sonderliches Interesse an ökologischen Gesichtspunkten hat. So wurden widerrechtlich Bäume mit Höhlen für Spechte, Eulen oder Fledermäuse gefällt.
  • Wenn für den Erhalt des Baumtorsos das Risiko zu hoch ist und eine komplette Fällung zwingend notwendig ist, sollte aber zumindest der gefällte Baum im Wald verbleiben und nicht abtransportiert werden (ausgenommen bei Rußrindenkrankheit).

All dies ist in den vorliegenden Fällen nicht passiert. Was liegen bleibt, sind die Baumkronen und wirtschaftlich uninteressante Äste.

Dass die Stadt in ihrer Öffentlichkeitsarbeit auf ein paar stehen gelassene Biotop-Stämme verweist und sich selbst für eine angeblich herausragende Naturschutzarbeit lobpreist, ist wirklich lächerlich.

Gibt es keine Vorschriften dazu?

 

In den gefällten Bäumen befinden sich im oberen Stammbereich mehrere Höhlen, die von Fledermäusen und anderen Tieren nun nicht mehr als Quartier genutzt werden können. Der Höhleneingang (s. kleines Detailbild) wurde von diesem Baum abgesägt.

Wie erwähnt, dürfen Höhlenbäume nicht gefällt werden, das ist im Bundesnaturschutzgesetz festgelegt. Wenn eine Fällung derartiger Bäume aus Gefahrengründen nicht vermeidbar ist, müssen festgelegte Regeln zum Artenschutz eingehalten werden – das ist hier nicht erfolgt.
Auch auf das Nicht-Beachten des Klimaschutzkonzeptes sind wir bereits eingegangen.
Die forstlichen Vorschriften und Dienstanweisungen, die für kommunale Forste gelten, werden von uns noch in Hinblick auf die Legalität von Kahlschlägen überprüft.

Wo soll der Weg hinführen?

  • Wir müssen zwingend Stadt- und Parkbäume schützen. Um diesen Schutz zu gewährleisten, brauchen wir vor jeder Fällung ein unabhängiges, seriöses Gutachten, ob der jeweilige Baum wirklich eine Gefahr darstellt.
  • Bäume, die aus Sicherheitsgründen dann wirklich entnommen werden müssen, sind klimaneutral zu ersetzen.
  • Die kommunalen Waldflächen müssen in eine naturnahe Nutzung überführt werden. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen Forstwirtschaft ohnehin in vielen Fällen unrentabel ist, macht es doppelt Sinn, dass wir die Art und Weise, wie wir unsere Wälder nutzen, überdenken. Finanzieller Verlust wird ohnehin gemacht. Es bleibt nur die Frage, ob dieser mit der kompletten Vernichtung unserer kommunalen Waldflächen einhergeht oder ob wir die wichtigen Leistungen des Waldes für uns alle erhalten.

Und die Politik?

Die schweigt sich aus. Wir haben Fraktionen und auch den Bürgermeister angeschrieben. Die Fraktionen haben allesamt nicht reagiert bis auf den führenden Politiker von Velbert anders, der zu Themen des Naturschutzes generell nicht mehr angesprochen werden möchte. Der Bürgermeister hat zwar nicht selbst geantwortet, aber antworten lassen. Eine Antwort, die von falschen Behauptungen und nichtssagendem Gerede dominiert wird.
Wir haben die Vermutung, dass die Fällungen ganz gezielt jetzt stattfinden. Der neue Rat hat nach der Kommunalwahl seine Arbeit noch nicht aufgenommen, die Parteien befinden sich in Koalitionsverhandlungen. Niemand will dem anderen auf die Füße treten. Einen „besseren“ Zeitpunkt für Aktivitäten dieser Art gibt es also nicht. Wir sind gespannt, ob noch irgendeine Reaktion von den anderen Fraktionen kommt und doch zumindest punktuelle Verbesserungen erreicht werden können. Die Hoffnung stirbt zuletzt! […]

Email-Korrespondenz mit der Stadt Velbert

Kahlschlag im Offersbusch

13. Oktober 2020

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Skandalöse Rodungsarbeiten im Offersbusch: Gesunde Bäume werden gefällt und abtransportiert, kranke Bäume bleiben teilweise stehen, Bäume mit Höhlen für Spechte, Eulen oder Fledermäuse werden widerrechlich…

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Offener Eil-Brief des BUND an die Stadt Velbert zu Rodungen

15. Oktober 2020

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Großangelegte Baumfällungen im Stadtgebiet! Eilt! Offener Brief Von: Carsten Haider (Carsten Haider (BUND Velbert e.V., Vorstand) Gesendet: Donnerstag, 15. Oktober 2020 21:34 An: Lukrafka, Dirk (CDU, Bürgermeister); Schneider,…

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Antwort der Stadt Velbert

19. Oktober 2020

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Aw: Großangelegte Baumfällungen im Stadtgebiet… Am 19.10.2020 um 14:59 schrieb Wieneck, Bernhard <Bernhard.Wieneck@velbert.de>: Sehr geehrter Herr Haider, zu Ihrer Anfrage und den offenen Brief, in…

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Rückantwort des BUND an die Stadt Velbert

22. Oktober 2020

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Von: Carsten Haider (Carsten Haider (BUND Velbert e.V., Vorstand) Gesendet: Donnerstag, 22. Oktober 2020 2:22 An: Lukrafka, Dirk (CDU, Bürgermeister); Schneider, Karsten (CDU, Fraktionsvorsitzender); Kanschat, Esther (Bündnis 90/Die…

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Schreiben an die Verwaltung: Büro für Ökologie

22. Oktober 2020

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Sehr geehrte Damen und Herren, als Fledermauskundler werde ich regelmäßig im Vorfeld von Gehölzeinschlägen, Brückensanierungen, Gebäuderückbau, etc., aber auch zur Bewertung derartiger forstlicher Maßnahmen einbezogen,…

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BUND: Erneute Aufforderung zum Rodungs-Stopp

25. Oktober 2020

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RE: RE: Großangelegte Baumfällungen … Von: Carsten Haider (BUND Velbert e.V., Vorstand) Gesendet: Donnerstag, 25. Oktober 2020 21:34 An: Lukrafka, Dirk (CDU, Bürgermeister); Schneider, Karsten…

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